Japanisches Ju-Jutsu

Einführung: Ju-Jutsu (= weiche Kunst) ist ein Sammelbegriff für bestimmte japanische waffenlose Kampfmethoden.

Geschichte:

Die Entwicklung des ju-jutsu schreibt man den bushi (=Krieger) in der Feudalzeit Japans zu. Diese Kriegerkaste, die samurai, schufen eine Kunst zum Ringen in voller Rüstung mit dem Namen "yoroi kumi-uchi". In der Chronik der japanischen Nation, dem nihon shoki, werden öffentliche waffenlose Wettkämpfe (hikara-kurabe) bereits im Jahre 230 B.C. erwähnt.

Jujutsu wird in den alten japanischen Quelltexten auch unter den Namen taijutsu, yawara, kempo, kugusoku, kumi-uchi und koshinomawan genannt.

Anfangs wurde die waffenlose Selbstverteidigung als Teil des Trainings der bushi neben Bogenschießen, Speer- und Schwertkampf, Reiten und Ettikette unterichtet.

In der Heian Periode begann der Aufstieg der Samurai als soziale Klasse. Neben der Kriegsführung waren die Samurai auch als Leibwächter ihrer Herren tätig und mußten auch polizeiliche Aufgaben wahrnehmen. Infolgedessen kam es in den folgenden Jahren (Kamakura Periode <1185-1336>, Muromachi Periode <1336-1573>, Tokugawa Periode <1603-1868>) zur Verfeinerung und Spezialisierung der waffenlosen Selbstverteidigung.

Es bildeten sich verschiedene Schulen (ryu), die die Ausbildung (siehe auch koryu) der Samurai auf einem profesionellen Niveau betrieben.

Während vor der Tokugawa Periode durch die ständigen Kriege der Ausbildungsschwerpunkt der samurai in den Waffenkünsten lag, nahm in dieser relativ friedlichen Periode die Bedeutung des ju-jutsu zu.

Einige Schulen spezialisierten sich darauf den Gegner zu Boden zu werfen (nage), Andere beschäftigten sich besonders mit dem Kampf am Boden (osae, shime, kansetsu). Einige ryu verfeinerten die Schläge auf empfindliche Stellen des menschlichen Körpers (atemi).

Auch taktische Überlegungen, die ihren Ursprung in der Militärstrategie hatten, flossen in die Techniken ein. Während ein Teil der Schulen es vorzog dem Gegner durch einen eigenen Angriff zuvorzukommen, setzten andere Schulen darauf dem Angriff des Gegners durch Ausweichen die Kraft zu nehmen.

Alle ju-jutsu-Stile haben eine allerdings eine Gemeinsamkeit. Sie benutzen nicht rohe Kraft um den Gegner zu besiegen, sondern versuchen die Kraft des Gegners gegen ihn selbst einzusetzen.

Langsam setzte ein Wandel von der Kriegskunst zur Selbstverteidigungskunst für den Alltag ein, der bis zur Meiji Restauration (1868) die meisten Schulen stark veränderte.

Es entstand die Idee des budo.

Während einige wenige ju-jutsu-Stile unverändert erhalten geblieben sind (z.Bsp. daito ryu aiki jujutsu), wurden die Meisten ausgelöscht oder gingen in anderen Kampfmethoden auf (z.Bsp. Togakure Ninjutsu, das sich aus nicht weniger als neun alten koryu zusammensetzt).

Die Techniken einiger ju-jutsu-Stile finden sich in entschärfter Form in neuen Sportarten wieder. (z.Bsp. Judo und Aikido)

Etwa um die Jahrhundertwende fand ju-jutsu (Stilart ?) unter dem Namen Jiu Jitsu auch nach Deutschland und genoß eine Zeitlang eine gewisse Popularität.

Das im Jahre 1978 vom Deutschen Judo Bund aus Techniken des Karate, Judo, und Aikido neu erschaffene "deutsche Ju Jutsu" sollte mit den historischen jujutsu-Stilen nicht verwechselt werden.

Heutzutage ist "echtes" ju-jutsu außerhalb Japans eher selten zu finden.

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